Format: Text
Land: Türkei
Thema: Religion
Sprache: Deutsch

Autor: Simon Jacob

Ort: Istanbul, Türkei

Kategorie: Artikel

Rubrik: Religion

Datum: 03.10.2015

Portal: www.peacemaker-tour.com

Textdauer: ca. 2 Min.

Sprache: Deutsch

Titel: Istanbul/Taksim

 

 

Istanbul/Taksim

 

Die Rum - Orthodoxe Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit ist beeindruckend. Mitten in Istanbul kommt man in den Genuss das zu bestaunen, was man im künstlerischen Rahmen „Neo – Barock“ nennt.

 

Im 18. Jahrhundert neu restauriert, erstrahlt das Mittelschiff in diesem für Christen sakralen Ort im Antlitz der vielen Gemälde und Fresken.

 

Im ehemaligen Konstantinopel findet man viele Bauwerke christlichen Schaffens. Überall sind Spuren zu finden, welche man noch nicht einmal suchen muss. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Unsere Vergangenheit. Meine Vergangenheit.  

 

Nun leben wir in der Realität, in der Gegenwart, in der Kirchen zum Objekt touristischer Besichtigungen geworden sind. Ja, es finden Messen statt. Und die Gemeinden wachsen, vor allem durch christliche Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, aber auch durch Gläubige, die aus wirtschaftlichen Gründen aus dem südöstlichen Teil der Türkei nach Istanbul ziehen. Zu behaupten, dass Christen in Istanbul keine Möglichkeit hätten zu beten oder die Messe zu zelebrieren wäre falsch. Dieser urbane Schmelztiegel der Kulturen ist offen und die Türkei, zumindest in diesem Teil, unterstützt sogar die Gemeinden. Betrachtet man diese doch als kulturelles Erbe und natürlich auch als Magnet für Touristen.

 

Dass das Christentum in Istanbul eine Minderheit darstellt, ist nicht nur den historischen Tatsachen geschuldet. Es gibt auch eine andere Seite der Medaille, wie uns vom Aramäisch sprechenden Pförtner berichtet wird, welcher den Einlass in die Kirche regelt. Er selber hat seine Wurzeln im „Tur Abdin“, einem Tal im südostanatolischen Raum, welches von uralten Klöstern und Kirchen durchzogen ist und wo noch Aramäisch gesprochen wird. Sein Gesicht ist von Falten durchzogen. Das Haar ergraut. Das hohe Alter sieht man ihm an. Er strahlt eine einfache und natürliche Würde aus, die seine Erfahrungen widerspiegelt und die Schatten intensiver Weisheit nur erahnen lässt.    

 

Er verabschiedet sich mit den Worten:

 

„Weißt Du mein Sohn, wir sind es, die nicht mehr in die Kirchen kommen. Keiner hindert uns daran dies zu tun. Wenn wir weniger werden und alle nach Europa, Amerika und Australien auswandern, dann deswegen, weil es unser freier Wille ist."

 

Bei diesen Worten kam mir die Aussage eines weiteren Kirchenvertreters in den Sinn, der meinte, dass Deutschland mit seiner letzten Entscheidung Flüchtlinge aufzunehmen eine Sogwirkung erzeugt hat, die auch auf Christen ausstrahlt.

 

Simon Jacob,

Istanbul, 03.10.2015

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