Der Blick geht unwillkürlich nach oben. Betritt man die Räume der Landesbibliothek Vorarlberg in Bregenz weitet sich der Horizont in mehr als einer Hinsicht. Der ganze Gebäudekomplex zwischen Bodensee und Gebhardsberg wirkt wie ein Tempel des Wissens. Nicht umsonst wurde dieser Ort vor über tausend Jahren von Benediktinermönchen gegründet und in seiner wechselvollen Geschichte auch immer wieder geistlich genutzt. Als das Kirchengebäude schließlich in den 1980er Jahren an das österreichische Bundesland Vorarlberg ging und in eine weltliche Bibliothek umgewandelt werden sollte, wurde diese Nutzung durchaus kritisch diskutiert, wie Mag. Thomas Feurstein im Gespräch mit Simon Jacob zu berichten wusste. In Anlehnung an eine Predigt des Stiftsbibliothekars aus St. Gallen, der sagte, dass der liebende und allmächtige Gott keinen definierten Ort braucht und an die Worte „der Geist weht, wo er will“ aus dem Johannesevangelium wurde die Umwidmung als berechtigt durchgeführt.
Nicht nur optisch gesehen wird das geistliche Erbe am Bregenzer Gebhardsberg also hochgehalten. Dennoch ist es bewusst keine Tendenzbibliothek. „Hier stehen aufklärerische und vor- bzw. antiaufklärerische Schriften gleichberechtigt nebeneinander“, sagt Thomas Feurstein. „Wir haben hier Diderot, d’Alembert, die Vorläufer der…