Radio Horeb – Zwischenbilanz zur Peacemaker-Tour

Eine erste Zwischenbilanz zur Peacemaker-Tour zog der Friedensbotschafter des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland e.V. und Initiator der Peacemaker-Tour, Simon Jacob, in einem Interview mit Radio Horeb.

Im September letzten Jahres war Simon Jacob über die Türkei, Georgien und Armenien in den Nahen Osten aufgebrochen, um etwas gegen den Hass und Terror zu tun. Ziel war es, mit Muslimen, Christen und Andersgläubigen ins Gespräch zu kommen, für Toleranz und Respekt zu werben und sich für den Friedensdialog einzusetzen. In diese Reisezeit fällt auch der extreme Anstieg des Flüchtlingsstroms und dessen Folgen, mit dem Europa und Deutschland zunehmend zu kämpfen haben.

Angesprochen auf die Geschehnisse in der Silvester-Nacht in Köln erklärt Jacob, dass sich Deutschland bzw. Europa generell der Grundsatzdebatte stellen müssen, welche Werte uns eigentlich ausmachen. Ein wesentlicher Faktor ist für ihn die Rechtstaatlichkeit, „die jedem beigebracht werden muss.“ Die meisten Flüchtlinge kämen her, weil sie ein Leben in Sicherheit führen möchten. Ohne Anerkennung des Rechtstaates gäbe es diese jedoch nicht. Ein Teil der Flüchtlinge akzeptiere ihn jedoch nicht, weil sie ihn so in der Form nicht kennen würden. Dazu müsse man den Clancodex in deren Heimat verstehen. Daher sieht Simon Jacob es als unsere Pflicht, diese Rechtstaatlichkeit auch in Flüchtlingsheimen zu vermitteln, um Parallelgesellschaften zu verhindern. Man dürfe sich nicht scheuen, auch unliebsame Debatten zu führen, denen man jahrzehntelang lieber aus dem Weg gegangen sei. „Unsere liberale Sichtweise gegenüber Clanstrukturen aus dem nahöstlichen Raum hat dazu geführt, dass wir die Situation haben, wie wir sie haben“, so Jacob wörtlich. Es sei wichtig klar zu machen, dass das Grundgesetz höher stünde als der Clancodex, sonst steuere man auf einen Konflikt zu, der in zehn, fünfzehn Jahren eskalieren könne.

Als eine der Fluchtursachen sieht Simon Jacob die latente Gefahr, der sich im Besonderen Minderheiten in Syrien und im Irak ausgesetzt sehen. Der Mangel an Sicherheit, der hier herrsche und die Angst um die Familie vernichteten nicht nur wirtschaftliche Perspektiven für die Zukunft, sondern verhinderten auch ein Zurückdrängen des Extremismus. Die Folge davon ist, dass viele Menschen ihre angestammte Heimat verlassen. Der aus Mosul vertriebene syrisch-orthodoxe Bischof Nicodemus gibt den Christen im Nahen Osten noch zwei Jahre, sollte sich die Lage nicht bald ändern. Ähnlich äußert sich Simon Jacob. Ohne Errichtung einer Schutzzone, in der sich die Christen selbst verwalten und verteidigen können, befürchtet er das Ausbluten des Christentums im Nahen Osten in spätestens fünf Jahren. Hier sieht er jedoch auch den Westen in der Pflicht, die Wurzel des Übels vor Ort anzugehen und gemeinsam mit den Minderheiten und den verschiedenen Stämmen für Stabilität zu sorgen und durch wirtschaftliche Hilfe den Menschen eine Zukunftsperspektive zu schaffen.

Dass dies neben Frieden einer der größten Wünsche der dort lebenden Menschen ist, hat Simon Jacob in den vielen Gesprächen mit Geistlichen, Künstlern und einfachen Menschen erfahren, unabhängig davon, welchem Glauben sie angehören. Nur eine extremistische Minderheit mit ihrer eigenen Ideologie, ihrem Schwarz-Weiß-Denken und einer unglaublichen Brutalität profitiere von der aktuellen Situation.

Diese Brutalität und Grausamkeit, der er seit fünf Jahren immer wieder im Nahen Osten begegnet, haben ihn teilweise fast dazu gebracht, gerade den extremistischen Kämpfern gegenüber abzustumpfen und die christlichen Werte zu verlieren. Und doch waren es gerade Leid, Massaker und Flucht, die ihn darin bestärkten diese Tour fortzuführen, um mit der Friedensbotschaft dieser Reise den Menschen Hoffnung zu geben.

Dass dies der Fall ist, zeigt der große Zuspruch über die sozialen Netzwerke, der aus der ganzen Welt kommt. „Das schönste sind die Zuschriften junger Menschen aus dem Nahen Osten, die sagen: Macht bitte weiter! Gebt uns eine Stimme! Wir sind keine Extremisten, wir möchten einfach eine sichere Zukunft haben.“

 

Die Peacemaker-Tour endet erfolgreich. „Projekt Peacemaker“ wird kommen …

Buchtipp:

Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.

Bestellbar über

Picture of Simon Jacob

Simon Jacob

Simon Jacob (1978 in Tur Abdin, Türkei) kam als Kind nach Deutschland, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und später in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Technologiebranche arbeitete. Seine berufliche Laufbahn umfasste u.a. Positionen im Projektmanagement und der Marktforschung mit Schwerpunkten in Automotive, Sensorik und Digitalisierung. Neben seiner Karriere engagierte sich Jacob ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Syrisch-Orthodoxen Kirche und war Vorsitzender des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland. 2015 initiierte er die „Peacemaker-Tour“, ein journalistisches Projekt, bei dem er Krisenregionen im Nahen Osten bereiste, um den interkulturellen Dialog zu fördern und auf die Lage religiöser Minderheiten aufmerksam zu machen. Seine Erfahrungen und Einsichten, vor allem zu Demokratie und Menschenrechten, teilt er in Artikeln, Vorträgen und seinem bald erscheinenden Buch.
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