Simon erinnert sich daran, dass er den Medien Informationen und Material seiner Reisen überlassen hat. Doch fragt er sie dann, wieso sie nur die negativen und schlimmen Dinge für ihre Berichterstattung gewählt haben und nichts von den schönen und positiven Erfahrungen? Die Antwort ist einfach und kurz: sie verkaufen sich nicht so gut und bringen keine Schlagzeilen und Einschaltquoten. Ich sitze im Publikum und bin entsetzt. Es ist logisch, dass die Medien so handeln und das ist schockierend. Wir Menschen lieben das Drama und hören gerne von dem Leid anderer, um uns selbst besser zu fühlen. Doch die positiven Dinge ignorieren wir nur zu gerne, sie interessieren uns nicht. Das wollte Simon ändern! Er wollte seine Projekte durchsetzen aufgrund eines inneren Drangs über mehr zu berichten als nur Krieg und Oberflächliches. Sein Verein Peacemaker hat sich inzwischen zu einer großen Community über mehrere Länder entwickelt, jeder kann etwas dazu beitragen. Es geht um das Geschichten erzählen, „Storytelling“, so wie er es nennt. Viele Menschen jeden Alters beteiligen sich daran und jeder kann aus seinem eigenen Blickwinkel berichten. Es ist egal welcher Religion man angehört oder ob man die Meinung der anderen teilt. Das Ziel ist, durch offene und respektvolle Kommunikation Vorurteile und eingeschränkte Weltansichten abzubauen, eine offenere und verständnisvollere Perspektive der Menschen auf ihre Umwelt zu erlangen und für Toleranz zu sorgen. Peacemaker soll den Menschen zeigen, dass es im Nahen Osten mehr gibt als nur Krieg und sich die Menschen dort auch nur nach Freiheit, Menschlichkeit und Frieden sehnen.
Simon berichtet von seinen Erfahrungen, als er mit vollem Bart und dunkler Haut von einer Reise nach Deutschland zurückkam. Die negativen Schlagzeilen der Nachrichten haben die Köpfe der Menschen vernebelt und er musste feststellen, dass ihm nun Menschen auf der Straße aus dem Weg gingen. Erst verstand er das Handeln der Leute nicht, doch dann konnte er es nachvollziehen. Es ist verständlich, dass die Menschen aus Selbstschutz einen Bogen um ihn machten, wenn sie aus den Medien tagtäglich vorgelebt bekommen wie viele Extremisten und schlechte Menschen es in der Welt gibt.
Doch Simon berichtet in seinem eigenen Buch
„Peacemaker – Mein Krieg. Mein Friede. Unsere Zukunft.“ und seinem Dokumentarfilm
„Peacemaker – Europa, das Friedensprojekt“ auch über die positiven Erfahrungen, die er in Ländern wie dem Irak, Iran und Syrien gemacht hat. Während seines Vortrags zeigt er uns Bilder, welche ihm Frieden selbst in den schlimmsten Kriegsgebieten vermittelt haben. Bilder von Kindern, die im Kriegsgebiet im Libanon miteinander spielen, Kinder, die vor dem IS geflohen sind, doch mit einem Lächeln auf den Lippen in die Kamera schauen und nach all dem Leid, das sie erfahren mussten, trotzdem eine solche Lebensfreude ausstrahlen. Diese Bilder von Frieden und Hoffnung an Orten und in Momenten, von denen man es nicht erwartet hätte, beeindrucken mich sehr. Sie zeigen mir wie stark wir Menschen eigentlich sind und was wir durch reine Willenskraft und Hoffnung alles durchstehen können. Hoffnung, ein Wort das bei Simon Jacob sehr häufig fällt. Er sagt, dass vor allem die Spiritualität der Menschen aus seiner Region ihnen Hoffnung gibt und dass nichts auf der Welt ihnen diese nehmen kann.
Auch er besitzt viel Hoffnung, selbst wenn das laut ihm nicht immer so war. Er hatte Angst und war ein Schwarz-Weiß- Denker und aufgrund dieser Angst hat er sein Buch geschrieben. Durch seine vielen Reisen hat er seine Angst in Hoffnung umgewandelt. Hoffnung, dass sich etwas ändern kann. Doch von alleine passiert nichts. Jeder der sagt, er habe nichts mit der Situation im Irak, Iran oder Syrien zu tun, lügt. Wir wissen alle davon, wir können es nicht verleugnen, also müssen wir auch etwas dagegen tun und helfen. Eins ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: die, die am meisten am Krieg leiden, sind nicht diejenigen, die den Krieg führen, sondern die Unschuldigen. Es sind die Menschen, die sowieso schon nicht viel besitzen und vor allem die Kinder. Kein Kind sollte solch ein Leid durchmachen.