Das Art Institute of Chicago, ein Kunstmuseum, wurde 1866 gegründet und ist mit der Kunsthochschule in Chicago (School of the Art Institute of Chicago – SAIC), Illinois, verbunden.
Das Museum, welches weltweit eines der größten seiner Art ist, geht aus der Initiative wohlhabender Bürger hervor, die eigene Sammlungen der Einrichtung zur Verfügung stellten.

Die Kunst- und Stilrichtungen sind facettenreich und zeugen von der historischen Vielfalt der Artefakte, welche kulturell wie auch religiös bis weit in das Zeitalter der Sumerer reichen. Man bräuchte mehrere Wochen, um auch nur ansatzweise die Schönheit der Details, eingebettet zwischen den Epochen der Zeit, in den verschiedenen Flügeln des Instituts erfassen zu können. Besonders fasziniert haben mich die Sammlung islamischer Kunst (vorwiegend aus dem Iran), christlicher Symbolik/Ästhetik sowie auch die vielen Skulpturen und zeitgenössischen Gemälde. Das antike Griechenland wie auch die Größe Roms fanden in den Kunstwerken aus Marmor und anderen kostbaren Materialien ein Andenken an die philosophischen und künstlerischen Errungenschaften der damaligen Zeit. Zuweilen stachen amerikanische Maler einem besonders in Auge. Immer wieder hatte man das Gefühl, dass, anders als bei den Meisterwerken aus Europa, der jeweilige Künstler deutlich versuchte, gerade mit Blick auf die vergangenen aber auch aktuellen politischen Ereignisse im Land, die Gesellschaft zu portraitieren. Mit all ihren Feinheiten, Unterschieden, Problemen, Differenzen.
Sei es die Sklaverei, die Teil der Geschichte ist und auffallend zum Hinsehen auffordernden Ölgemälde – die Darstellung eines in Ketten gehaltenen Farbigen blieb mir bis heute in Erinnerung – oder der Kampf der Frauen für Geschlechtergerechtigkeit (in diesem Zusammenhang war ich überrascht zu hören, dass es im 18. Jahrhundert Krankenhäuser in Chicago gab, die keine Frauen behandelten bzw. aufnahmen), welcher sich während meiner sechswöchigen Reise durch die USA in vielen anderen künstlerischen Darstellungen offenbarte. Interessant war für mich die Darstellung eines weißen Farmers mit seiner Familie, der hart für deren Wohl sorgt und eben jene Lebensumstände, die der Künstler durch die gradlinige Mimik exzellent eingefangen hat.
Im Stillen habe ich die Vermutung, dass Kunst und künstlerische Formen, in ihren verschiedensten Ausdrucksweisen und Interpretationen, hier sehr intensiv als Werkzeug politischer Aussagen genutzt werden. Eine philosophische Betrachtungsweise, die in den urbanen Hochburgen der Ost- und Westküste von Bedeutung zu sein scheint, während in der Mitte der USA, in ländlichen Regionen, Kunst in anderer Form und Art assoziiert wird. Heute Morgen sah ich mir einige TV Shows an und stellte fest, dass selbst die Art und Weise, wie hier Wahlkampf geführt wird, zu einem fulminanten, aber manchmal auch humorvollen Kunstwerk erhoben wird. Die USA scheinen, bei näherer Betrachtung, das Narrativ der Kunst, wie es Europa versteht, massiv auf andere Bereiche auszudehnen. Politik, Religion, gesellschaftliche Ereignisse… alles wird in gewisser Art und Weise einmal durch und durch europäisch konservativ, dann wieder überspitzt, typisch amerikanisch, dargestellt. Beide Welten durfte ich von Chicago, über Washington, New York, San Antonio, Los Angeles…. erleben. Und das Ganze eigebettet in einer farbenfrohen Schlacht zwischen zwei Parteien und vielen unentschlossenen Wählern, die sich nicht entscheiden können, ob ihnen die Farbe „blau“ oder „rot“ nun besser steht.
Und überhaupt, der Wahlkampf hier läuft auf vollen Touren und verwirrt mich an manchen Stellen, da ich nicht schnell genug allen Aussagen folgen kann. Die Debatten, die geführt werden, sind hochemotional. Doch wenn ich nach den Fakten frage, tun sich beide Seiten (Demokraten und Republikaner) schwer.
Vielleicht ist es sinnvoll alle zu bitten, das Kunstmuseum in Chicago zu besuchen. Denn Kunst überwindet Hindernisse und schafft Frieden.
Und dieses Land ist farblich gespalten… irgendwie… das fühlt und merkt man.
Am Schluss der Tour entdeckte ich noch eine altertümliche Ritterrüstung aus meiner Heimatstadt Augsburg. Das brachte mich zum Schmunzeln und zeigte mir, dass Kunst auch ein großes Stück Heimat, egal wo man ist, bedeutet.