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Mohammed: „Es gibt keine guten oder schlechten Mörder…“

Mohammed ist sunnitischer Flüchtling aus Syrien. Aufgewachsen in Homs, lebte er auch in Deir Alzur und Damaskus. Man kann sagen, dass der junge Mann alle Facetten des Krieges in Syrien kennengelernt hat, bevor er seine Flucht nach Europa antrat. Die Sichtweise des Regimes ist ihm genauso bekannt wie die Verhaltensweisen des IS oder der Al Nusra Front.

Mohammed macht sich keine Illusionen, als ich ihn, ein Tag nach meinem Aufenthalt in Münster beim Katholikentag, in Dortmund treffe.

Der junge Mann sunnitischen Glaubens ist für mich ein besonderer Mensch. Einst bat er darum in einen Kirche kommen zu dürfen, um Blumen zu verteilen. Als Zeichen der Hoffnung, als Zeichen des Friedens.

Er wollte einfach Akzente setzen und zeigen, dass Muslimen christliche Opfer sunnitischer Extremisten nicht egal sind.

Und er hatte wahrlich ein Zeichen gesetzt. Verarbeitet in einem Dokumentarfilm, in dem Project Peacemaker ebenfalls vorkommt, und der bald offiziell über YouTube allen zugänglich sein wird.

Ich wollte von Mohammed wissen, warum er dies getan hat und dieses immense Risiko, von einigen in der eigenen Glaubensgemeinschaft dafür geächtet zu werden, eingegangen ist.

Nun, seine Antwort verkörperte im Grund genommen das, um was es im Wesentlichen geht, wenn man nach Frieden sucht:

Es geht um Menschlichkeit.

Mohammed berichtete darüber, wie er Krieg erlebt hatte und mitbekam, wie Menschen ermordet wurden. Dabei stellte er fest, dass jede Gruppe für sich ihre Toten betrauerte, aber die Opfer der anderen außer Acht ließ. Diese sogar entmenschlichte und als nicht würdig erachtete, betrauert zu werden.

Das hinterließ bei ihm tiefe Spuren. Denn er begann zu fragen. Und eben jene Selbstreflektion brachte ihn dazu in eine Kirche zu gehen, sich für die Taten extremer Muslime zu entschuldigen und Christen als Entschuldigung Blumen zu schenken.

Tief nachdenkend bei unserem Gespräch an diesem Maitag, im Lichte eines bewölkten Himmels und in einer fast schon melancholisch wirkenden Atmosphäre des Raums, weit, weit weg von der Heimat im friedlichen Deutschland, blickte mich der junge Syrer erhobenen Hauptes an und es kamen diese Worte, die so bedeutend sind, über seine Lippen:

„Es gibt keine guten Morde und keine schlechten Morde. Denn auch alle Opfer sind gleich…“

Buchtipp:

Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.

Bestellbar über

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Simon Jacob

Simon Jacob (1978 in Tur Abdin, Türkei) kam als Kind nach Deutschland, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und später in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Technologiebranche arbeitete. Seine berufliche Laufbahn umfasste u.a. Positionen im Projektmanagement und der Marktforschung mit Schwerpunkten in Automotive, Sensorik und Digitalisierung. Neben seiner Karriere engagierte sich Jacob ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Syrisch-Orthodoxen Kirche und war Vorsitzender des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland. 2015 initiierte er die „Peacemaker-Tour“, ein journalistisches Projekt, bei dem er Krisenregionen im Nahen Osten bereiste, um den interkulturellen Dialog zu fördern und auf die Lage religiöser Minderheiten aufmerksam zu machen. Seine Erfahrungen und Einsichten, vor allem zu Demokratie und Menschenrechten, teilt er in Artikeln, Vorträgen und seinem bald erscheinenden Buch.
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