Entlang des Khabour – Tals im nördlichen Teil Syriens erstreckt sich der Khabour Fluss. Hier ließen sich 1933 assyrische Christen nieder, an denen zuvor im irakischen Semele ein Massaker verübt wurde. Nachdem sich die Briten 1933 aus dem Irak zurückzogen hatten, wurden über 9000 Assyrer, vor allem Männer und Jugendliche, massakriert. Deren Vorfahren waren aus dem osmanischen Raum während des Genozid an den Christen zwischen 1915 und 1918 nach Semele geflohen. Wie muss es nun den Assyrern ergangen sein, die sich in den 34 christlichen Dörfern im flachen Tal des Flusses niedergelassen hatten, als der IS am 23. Februar 2015 mehrere Siedlungen überrannte und zahlreiche Geiseln nahm. Viele flohen in die nahegelegene Provinz Hassake. Doch nicht alle konnten entkommen und viele Geiseln befinden sich noch in der Gewalt des Islamischen Staates, die dieser für ein hohes Lösegeld der Freiheit übergibt oder als menschlichen Schutzschild missbraucht.

Christliche und kurdische Einheiten haben das Tal nun vollständig vom IS befreit. Einige Bewohner sind in ihre Dörfer zurückgekehrt. Doch die Zerstörung ist immens. Besonders sakrale Gebäude wie die Kirche der Heiligen Maria wurden bereits im April 2015 vom IS durch den Einsatz von Sprengladungen zur Explosion gebracht. Es ergab sich, dass ich mich zu der Zeit ebenfalls in der Region befand und die Zerstörung der Kirche, als Rache für Gegenangriffe, mitbekam. Nun fangen die einzelnen Bewohner an, die Trümmer wegzuräumen. Hoffnung keimt auf. Wo sollen die assyrischen Christen denn auch hin? Ein gefährlicher Exodus nach Europa kommt für viele nicht in Frage. Sie möchten endlich, nach der dritten Vertreibung innerhalb von 100 Jahren, eine sichere Zukunft haben.