Das Kloster, welches den Namen des Heiligen Augin trägt, liegt ca. 60 km östlich der Provinzhauptstadt Mardin. Auf einer Anhöhe errichtet, umgeben von Höhlenkirchen in denen der Mönch Augin viel Zeit als Eremit verbrachte, steht heute das teils neu errichtete Gebäude syrisch – orthodoxen Glaubens. Um 300 n.Chr. erbaut, als Zentrum des Mönchstums, verbreitete sich dieses in alle Richtungen des Tur Abdins.
Bis 1960 der letzte Mönch das Kloster verließ. Bis vor ungefähr vier Jahren.
Auf unserer Reise besuchten wir viele Klöster und Kirchen, die im Zuge der ethnischen Konflikte in der Region zwischen 1960 und 1990 verlassen wurden. Die Minderheit der Christen geriet damals zwischen die Fronten und viele mussten die Gegend verlassen. Doch scheint sich besonders bei jungen Männern aus Europa, gut ausgebildet, ob nun aus England, Deutschland oder Holland, eine Reisewelle in die andere Richtung zu verbreiten. Bereits vor vier Jahren traf ich, von Syrien aus kommend, Abuna (Vater) Jouqim, der in den Niederlanden auf die Welt kam, auf den Gemäuern dieses altehrwürdigen Gebäudes, während die Dämmerung über uns hereinbrach.
Abuna Jouqim ist jung, gleichzeitig Theologe und Baumeister, Gärtner und Lehrer für einige Schüler, die hier verweilen. Überhaupt stellen wir fest, dass viele dieser jungen Männer, die der westlichen Welt mit ihrem überschwänglichen Materialismus den Rücken gekehrt haben, multiple Fähigkeiten besitzen. So verwundert es uns auch nicht, dass wir den einzigen Geistlichen im Kloster in einer Kombination aus Handwerkerkleidung in Mönchsfarben treffen. Die Kopfbedeckung, die ihn als Mönch zu erkennen gibt, immer auf dem Haupt.
Vor vier Jahren fragte ich ihn, was einen Menschen dazu bewegt seine bequeme Heimat zu verlassen, um die Zeit hier in der Einsamkeit zu suchen.
Die Antwort war recht ersichtlich, wenn man nur möchte und die Scheuklappen der sogenannten Zivilisation ablegt. Als die Dunkelheit den sakralen Ort umhüllte, bat mich der einsame und doch glückliche Mönch mit dem sanft strahlenden Gesicht, nach oben zu blicken.
Nun verstand ich es.
Denn sie strahlten, leuchteten, lächelten in einer nie gekannten Intensität. Klar und deutlich, eingebettet im Himmelsfirmament, umgeben vom leicht Bläulichen der Nacht, sah ich sie: die Sterne am Himmel. Und bei ihrem Anblick geriet ich in Ehrfurcht.
Ehrfurcht vor dem, was die Schöpfung hervorgebracht hat. Sanft und friedlich blickten sie auf mich herab, wie sie jede Nacht auf diesen einsamen Mönch herabblicken, auf seinen Hügel mit seinem Kloster, um sein Herz mit Frieden zu erfüllen.
Ich verlasse nun das Kloster. Es dämmert langsam und die untergehende Sonne schenkt uns noch ein wunderbares Lichtspiel in der klaren Luft. Während ich den Hügel herabsteige wünsche ich mir, dass mehr Menschen auf der Welt diesen Frieden empfangen könnten.
Abuna Jouqim freut sich über jeden, der ihn in seinem Kloster besuchen möchte.
Kontaktdaten wie folgt:
jouqim@hotmail.com
Gerne auch auf Englisch