Schrein der Fatima – Eine Frau wird im Iran verehrt

Das gesamte Peacemaker Team, bestehend aus Martin Neumeyer, Schirmherr des „Peacemaker – Projektes“ und seines Zeichens Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung und Mitglied des Bayerischen Landtags, Mike Malke, Vorsitzender des Zentralrates Orientalischer Christen in Deutschland e.V., Dawood Nazirizadeh, Vorstandsmitglied der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden in Deutschland, Melki und Gülbahar Özdemir, ein syrisch-orthodoxes Künstlerehepaar aus Deutschland und Mitinitiatoren des Peacemaker – Projektes und mir, kamen völlig übermüdet am Morgen des 26.02.2016 am Teheraner Flughafen an.
Der Unternehmensberater und Mitorganisator des Projektes im Iran, Dawood, hatte bereits unsere Fahrt nach Ghom, wohlgemerkt ohne Schlaf, samt Frühstück und unzähliger Termine organisiert. In diesem Zusammenhang möchte ich Dawood Nazirizadeh noch einmal meinen allergrößten Dank für die Organisation aussprechen. Ohne ihn und seine hervorragenden Kontakte, auf der politischen, gesellschaftlichen und der theologischen Ebene, wäre dieser Abschnitt der Peacemaker – Tour so nie zustande gekommen. In diesem Zusammenhang kann ich Politik und Wirtschaft nur empfehlen mit Herrn Nazirizadeh und seinem jungen Unternehmen Kontakt aufzunehmen, sofern in nächster Zeit Bedarf für diplomatische und wirtschaftliche Reisen in den Iran besteht.
 
Die Kontaktdaten sind unter dem Link wie folgt zu finden:
 
Bereits auf der morgendlichen Fahrt nach Ghom fiel uns auf, dass überall schwarze Fahnen wehten. Die Autobahn entlang, die übrigens sehr gut ausgebaut ist, aber auch überall in der Innenstadt Ghoms, der Heiligen Stadt der Schiiten. Auf Nachfrage meinte Dawood, unser „Allzweckguide“, dass die Fahnen zu Ehren der Propheten – Tochter Fatima Zahra wehten. Es war ihre Trauerzeit und entsprechend ehrte man sie.
 
Auch einer weiteren Frau wird eine Ehrung zuteil, die man so, wenn man sich als Europäer nur oberflächlich mit dem Islam auseinandersetzt, nicht erwarten würde. In der sunnitisch – wahabitischen Glaubenswelt des Islams wäre es z.B. unmöglich, dass eine Frau verehrt wird. Ihr auch noch einen ganzen Schrein zu widmen, muss in den Augen extremistischer Gruppierungen wie dem „Islamischen Staat“ eine immense Gotteslästerung darstellen, die man sofort vom Antlitz der Welt tilgen würde.
 
Die 817 n.Chr. verstorbene Tochter des siebten und Schwester des achten Imams der Zwölferschiiten, Imam Reza, hat in Ghom einen kolossalen Schrein errichtet bekommen, der einfach atemberaubend ist. Fatima – al – Masuma, die Sündlose, wurde einst in die Heilige Stadt der Schiiten gebracht um zu sterben, nachdem sie auf einer Reise zu ihrem Bruder erkrankte. Der Fatima – Schrein ist die zweitwichtigste Pilgerstätte des Schiitentums, nach dem Imam – Reza Schrein in Maschhad.
 
Nun könnte man fragen was das Besondere daran ist. Schließlich gibt es auf der Welt viele Wallfahrtsorte, christlich, jüdisch, buddhistisch geprägte Stätten, die man auch als Christ, Jude und eben Muslim besuchen kann.
 
Und darin liegt die bemerkenswerte Eigenschaft. In Saudi Arabien zum Beispiel wäre es kaum möglich als Nichtmuslim einen heiligen Ort zu besuchen. Allein die Anwesenheit eines Christen in der Nähe der Kaaba wäre problematisch. Weiterhin kommt hinzu, dass hier eine „Frau“ verehrt wird. Auch das eine Eigenschaft, die in der starren Weltanschauung der Wahabiten einem immensen Frevel gleichkommen würde. Dies ist insofern wichtig, als dass es ein anderes Licht auf die Situation und den Wert der Frau in einer vom Schiitentum geprägten Welt wirft.
 
Für mich, Mike, Melki und Gülbahar war es ein faszinierendes Erlebnis, welches unsere Sichtweise auf dieses Land sicherlich schon einmal positiv prägte. Und dies in vielerlei Hinsicht, vor allem wenn man die architektonische Schönheit des Schreins betrachtete, welchen man zu Ehren Fatimas der Sündlosen errichtet hatte.
Picture of Simon Jacob

Simon Jacob

Simon Jacob (1978 in Tur Abdin, Türkei) kam als Kind nach Deutschland, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und später in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Technologiebranche arbeitete. Seine berufliche Laufbahn umfasste u.a. Positionen im Projektmanagement und der Marktforschung mit Schwerpunkten in Automotive, Sensorik und Digitalisierung. Neben seiner Karriere engagierte sich Jacob ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Syrisch-Orthodoxen Kirche und war Vorsitzender des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland. 2015 initiierte er die „Peacemaker-Tour“, ein journalistisches Projekt, bei dem er Krisenregionen im Nahen Osten bereiste, um den interkulturellen Dialog zu fördern und auf die Lage religiöser Minderheiten aufmerksam zu machen. Seine Erfahrungen und Einsichten, vor allem zu Demokratie und Menschenrechten, teilt er in Artikeln, Vorträgen und seinem bald erscheinenden Buch.
Beitrag teilen auf:
Aktuelle Beiträge
IMG_20231129_213256
CDU/CSU-Kongress zum Thema Menschenrechte – Zu Besuch im Bundestag
Einfach_machen_UPP_klein
Zusammen hilft es sich besser
Auftaktbild
Der neue Vorstand stellt sich vor

Kategorien

Die von den einzelnen Autoren veröffentlichten Texte geben ausschließlich deren Meinung wieder und nicht die der bearbeitenden Redaktionen und Veröffentlichungsplattformen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auf dem aktuellen Stand bleiben

Der Newsletter mit unseren Blogbeiträgen erscheint für gewöhnlich mehrmals im Jahr für die Portale:
*Die Deaktivierung des Newsletters ist jederzeit über die „Austragen“-Funktion im Newsletter oder per E-Mail an info@oannes-consulting.com möglich.

Spenden

Project Peacemaker e.V. wird zu 100% durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und öffentliche Fördermittel finanziert. 

Unterstützen Sie uns durch Ihre Spende, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen, welches für uns alle wichtig ist.

❤ Dialog, Toleranz, Respekt und Frieden

Spendenkonto:

Project Peacemaker e.V.
IBAN: DE10 7204 0046 0810 2584 00
BIC: COBADEFFXXX
Bank: Commerzbank AG

Mitglied werden

Sind Sie an einer Mitgliedschaft interessiert?

Dann laden Sie sich bitte das Anmeldeformular herunter.

Drucken Sie den Mitgliedsantrag einfach aus und schicken Sie ihn bitte ausgefüllt und unterschrieben per E-Mail, Fax oder per Post an die aufgeführten Adressen zu.

Postanschrift:
Project Peacemaker e.V.
Rechte Brandstr. 34
86167 Augsburg