Stimme der Toleranz in Izmir

Izmir ist eine wunderbare Stadt. Die Bewohner sind modern, offen und pflegen einen mediterranen Lebensstil. Fast könnte man denken man ist in Italien oder Griechenland, wenn man sich die Menschen und ihre weltoffene Art zu leben ansieht.

Die im griechischen „Smyrna“ genannte Stadt, gleich an der Ägäis gelegen und drittgrößte Metropole in der Türkei, hat ca. 4,1 Millionen Einwohner. Erste Siedlungen auf dem Gebiet wo heute diese prachtvolle Stadt steht, sind zwischen 6.000 und 8.500 Jahre alt. Luwier, Hetiter, Phryger und Griechen herrschten zu verschiedenen Zeiten über diese Stadt.

Das frühere Smyrna verkörperte ein wichtiges Zentrum des Christentums und beherbergte eine der sieben Gemeinden aus der Offenbarung des Johannes. Entsprechend gibt es viele kirchliche Gebäude, meist byzantinischer Abstammung, die dem Heiligen gewidmet sind. Die offiziell genannten 10.000 Christen der Stadt, vermutlich sind es mehr, gehören verschiedensten Konfessionen an. Byzantiner, ob nun russisch-, griechisch- oder rum.-orthodox, sind besonders stark vertreten. Aber auch eine kleine katholische Gemeinde hat sich in Izmir etabliert. Die Messe wird ebenfalls in der wunderschönen St. John Kathedrale zelebriert, welche vor zwei Jahren von der Nato übernommen wurde. Vor den Toren der Kirche angekommen, begrüßt uns zunächst Akan mit einem herzlichen Lächeln.

Akan ist ein faszinierender Mensch. Der studierte Archäologe und Endzwanziger aus Zypern, der mehrere Sprachen spricht, konvertierte einst vom Islam zum Christentum. Im Innenschiff der Kirche, wo wunderschöne Fresken verschiedenster Heiliger die Bögen und Mauern schmücken, kommen wir ins Gespräch. Und dieses kann man nur noch beindruckend nennen. Trotz dessen dass Akan wegen seiner Konversion teilweise einer spürbaren Diskriminierung ausgesetzt ist, leider ist dies gerade bei bestimmten islamischen Strömungen der Fall wenn Muslime den Glauben wechseln, spricht dieser mit Respekt über seine frühere Religion. Er fordert mehr Verständnis und Toleranz gegenüber anderen Einstellungen und Sichtweisen. Kritisiert aber auch die Intoleranz dort, wo es notwendig ist. Besonders beeindruckt hat uns seine engelsgleiche Stimme, von der wir eine Kostprobe im Schiff der Kathedrale in Empfang nehmen durften.

Ich bedanke mich bei Akan für dieses wunderbare Gespräch und wünsche ihm alles Gute beim Dialog, den er zwischen den Religionen führen möchte. Immer mit dem Ziel vor Augen, Frieden in die Welt tragen zu wollen.

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Simon Jacob

Simon Jacob (1978 in Tur Abdin, Türkei) kam als Kind nach Deutschland, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und später in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Technologiebranche arbeitete. Seine berufliche Laufbahn umfasste u.a. Positionen im Projektmanagement und der Marktforschung mit Schwerpunkten in Automotive, Sensorik und Digitalisierung. Neben seiner Karriere engagierte sich Jacob ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Syrisch-Orthodoxen Kirche und war Vorsitzender des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland. 2015 initiierte er die „Peacemaker-Tour“, ein journalistisches Projekt, bei dem er Krisenregionen im Nahen Osten bereiste, um den interkulturellen Dialog zu fördern und auf die Lage religiöser Minderheiten aufmerksam zu machen. Seine Erfahrungen und Einsichten, vor allem zu Demokratie und Menschenrechten, teilt er in Artikeln, Vorträgen und seinem bald erscheinenden Buch.
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