Über Hegel und Brecht – Gespräche mit Alireza und Abbas in Teheran

„Hegel erklärt uns den Konflikt zwischen Herr und Knecht /Gott und Sklave“, so der Student der Sozialwissenschaften, Alireza. Und das bekommt man mitten auf den Straßen Teherans zu hören.

Alireza und Abbas, der bereits einen Doktortitel sein eigen nennen darf, sind Studenten der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität in Teheran. Mehrere Tage durfte ich mit den beiden verbringen und war nur noch erstaunt. In meinem ganzen Leben, noch nicht einmal in Deutschland, habe ich so viel über Hegel, Brecht und Freud diskutiert wie mit diesen beiden Herren. An unserem letzten Tag in Teheran, an dem ich auch ein Videointerview mit den beiden führte, schlenderten wir nach einem Restaurantbesuch die Straßen Teherans entlang und führten eine intensive Debatte über die iranische Gesellschaft und den Rest der Welt.

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Alireza, der bereits mehrfach in Deutschland und Europa war und auch Deutsch spricht, erinnerte sich an einen Vorfall im Zug Richtung Hamburg. Auf der Fahrt an die Küstenmetropole wurde er von einer Mitreisenden beherzt aufgefordert doch in Deutschland zu bleiben und Asyl zu beantragen.  Der junge Iraner, der für sein Leben gerne reist, war verwundert und erklärte mir dieses Verhalten der freundlichen und besorgten Reisebegleiterin mit der Wahrnehmung gegenüber der iranischen Gesellschaft.
  
Die iranische Gesellschaft befindet sich wie viele andere Gesellschaften in einem inneren Konflikt. Doch finden gesellschaftliche Konflikte oft verschiedene Mechanismen, um eine Lösung für diese zu finden. Und gerade der iranische Weg, der „dritte Weg“, wie ihn Abbas nennt, könnte eine Schlüssellösung sein.
  
Der dritte Weg, die Auseinandersetzung der Gesellschaft mit der Religion, der Philosophie und des Idealismus, muss nicht zwingend in einem Akt der Gewalt enden. Veränderung ist das Produkt eines Diskurses, welcher auf die vielfältigen Eigenschaften einer Gesellschaft und deren facettenreiche Kulturen zurückgreifen kann, so die beiden jungen Iraner.
  
Dies demonstrierten sie mir anhand der Vielfalt ihres Landes. Ich besuchte mit ihnen die ärmeren Viertel Teherans, aber auch die besser betuchten. Aß mit ihnen bei den Eltern und auch im gehobenen Restaurant. Wurde dem orthodoxen Familienleben näher gebracht, durfte aber auch erfahren, dass es in Teheran ein eigenes Viertel nur für Transvestiten gibt, welchem wir auch einen Besuch abstatteten.
  
So paradox manchmal die Umgebung war, so logisch erschien sie mir, wenn Abbas und Alireza die Situation aus der Perspektive des „dritten Weges“ erklärten.
  
Dabei bedienten sie sich einer Dialektik, wie sie scheinbar besonders durch Hegel betont wurde.
  
Inhaltlich war zu erkennen, dass der „dritte Weg“ die Symbiose ist zwischen Logik, welche Teil des vernunftgeprägten schiitischen Islams ist, und einer geistig geprägten Auseinandersetzung mit der Kultur, Religion und Philosophie einer vielfältigen Gesellschaft.
  
Die vielen äußert aufschlussreichen Erläuterungen meiner beiden Freunde, werde ich in tiefer Erinnerung behalten und ich freue mich bereits jetzt auf weitere zukünftige Gespräche.
Entweder in Deutschland oder im in Iran.
Aus dem Willen heraus, mehr über den „Dritten Weg“ zu erfahren.
  
Abbas und Alireza würden sich über Fakultäten freuen, die zusammen mit ihnen und ihrer Universität verschiedene Kooperationen eingehen möchten.
Mailkontakte dazu wie folgt:
Abbas Jong
  
Weitere Daten könne gerne bei mir persönlich angefragt werden.
Picture of Simon Jacob

Simon Jacob

Simon Jacob (1978 in Tur Abdin, Türkei) kam als Kind nach Deutschland, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und später in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Technologiebranche arbeitete. Seine berufliche Laufbahn umfasste u.a. Positionen im Projektmanagement und der Marktforschung mit Schwerpunkten in Automotive, Sensorik und Digitalisierung. Neben seiner Karriere engagierte sich Jacob ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Syrisch-Orthodoxen Kirche und war Vorsitzender des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland. 2015 initiierte er die „Peacemaker-Tour“, ein journalistisches Projekt, bei dem er Krisenregionen im Nahen Osten bereiste, um den interkulturellen Dialog zu fördern und auf die Lage religiöser Minderheiten aufmerksam zu machen. Seine Erfahrungen und Einsichten, vor allem zu Demokratie und Menschenrechten, teilt er in Artikeln, Vorträgen und seinem bald erscheinenden Buch.
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