Wir Frauen nehmen unsere Rechte in die eigene Hand

Athra und Ormi sind beide 18 Jahre alt. Sie sind Christinen und gehören der Ethnie der „Suryoye“ an. Auch als Assyrer/Aramäer/Chaldäer bezeichnet. Doch sie sind mehr als das. Sie sind Soldatinnen. 

Nicht weit weg von ihnen, ein paar Kilometer südlich von ihrem Trainingscamp entfernt, tobt der Krieg gegen den Islamischen Staat. Beide junge Frauen, die mich mit ernsten Blicken betrachten, sind sich dieser Gegebenheit bewusst. Und sie machen auch keinen Hehl daraus was mit ihnen passiert, sollten sie Gefangene der Dschihadisten werden.

Doch für Athra und Ormi geht es um mehr als die Verteidigung des eigenen Lebens, der Familie, der Ethnie und ihres Glaubens.

Ihnen geht es um ihre Rechte als Frauen.

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Im Gespräch erklären sie mir, dass der IS nur deswegen so wüten kann, weil er immer wieder das schwächste Glied in der Gemeinschaft attackiert, vergewaltigt und versklavt. Frauen haben in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft kaum Rechte und werden zur Ehefrau, Schwester oder Mutter, welche die Ehre der Familie zu wahren hat, degradiert. Und dies machen sich Gruppierungen wie der IS zu Nutze. Hat man erst einmal den weiblichen Teil der Gesellschaft in Geiselhaft genommen, kann man den männlichen Teil der Bevölkerung demoralisieren und brechen. Diese Strategie geht aber nur so lange auf, solange Frauen nicht als gleichwertig betrachtet werden und ihren Teil dazu beitragen eine Gesellschaft zu formen. Und wenn es sein muss, dann eben auch mit der Waffe in der Hand, so die beiden Soldatinnen.

Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass diese jungen Menschen mehr als gewillt sind ihr Recht in die Hand zu nehmen. In die Zukunft blicken. Beide wissen ganz genau, dass eine Veränderung hin zum Positiven, in Syrien aber auch im gesamten Nahen Osten, nur gelingen kann, wenn der weibliche Teil der Gesellschaft die politischen Entwicklungen mitgestalten kann. Die Loslösung vom Patriarchat ist Teil dieser Entwicklung. Der Kampf gegen den IS, trotz aller Gefahren, der Weg dahin.

Athra und Ormi gehören den „Bethnahrin Women Protection Forces“ – kurz HSNB, an. Es ist das Pendant der christlich – männlichen Kampfeinheiten – „Syriac Military Council“ – MFS genannt, die wiederum den neu gegründeten Bodentruppen angehören – „ Syrian Democratic Forces“ – kurz SDF genannt, bestehend aus Kurden, Arabern, Turkmenen und Suryoye (Christen), welche gegen den IS kämpfen und von der Nato aus der Luft unterstützt werden.

Ich verlasse die jungen Damen und blicke im nächsten Moment, nur für einen kurzen Augenblick, in die Augen zweier Teenager die mit einem Welpen spielen und denen viel zu früh die Jugend genommen wurde. Durch einen Krieg, den kaum ein Syrer noch haben möchte.

Außer denen, die davon profitieren.

Ich hoffe, beide bei meinem nächsten Besuch wieder sehen zu können.

Buchtipp:

Seit Jahren reist Simon Jacob durch Länder wie Syrien, Irak oder Iran. Als Angehöriger eines wichtigen Clans gelangt er an Orte, die für andere nie zuganglich waren. Dort spricht er mit Menschen, immer auf der Suche: der Suche nach Frieden, auch seinem eigenen Inneren. Seine Reise schildert auch die Schrecken dieser Kriegsgebiete. Aber mehr noch zeigt dieses Buch, dass und wie Friede wirklich möglich ist. Eine Botschaft, die vor allem in diesen Tagen Mut und Hoffnung macht und motiviert, zu kämpfen für eine bessere Zukunft und für etwas, was Simon Jacob ausgerechnet im Irak und in Syrien wiedergefunden hat: Menschlichkeit.

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Simon Jacob

Simon Jacob (1978 in Tur Abdin, Türkei) kam als Kind nach Deutschland, wo er eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und später in verschiedenen Führungspositionen der IT- und Technologiebranche arbeitete. Seine berufliche Laufbahn umfasste u.a. Positionen im Projektmanagement und der Marktforschung mit Schwerpunkten in Automotive, Sensorik und Digitalisierung. Neben seiner Karriere engagierte sich Jacob ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Syrisch-Orthodoxen Kirche und war Vorsitzender des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland. 2015 initiierte er die „Peacemaker-Tour“, ein journalistisches Projekt, bei dem er Krisenregionen im Nahen Osten bereiste, um den interkulturellen Dialog zu fördern und auf die Lage religiöser Minderheiten aufmerksam zu machen. Seine Erfahrungen und Einsichten, vor allem zu Demokratie und Menschenrechten, teilt er in Artikeln, Vorträgen und seinem bald erscheinenden Buch.
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